Vortrag
Kombinatorische Kreativität: Entwerfen und Erfinden zwischen Ordnung und Kontingenz
Claudia Mareis
Ausgehend von methodologischen und psychologischen Diskursen und Praktiken der 1940er bis 60er Jahre behandelt der Vortrag ein operationales, namentlich kombinatorisches Verständnis von Kreativität. Kombinatorische Kreativitätsmethoden, wie der Morphologische Kasten, wurden zu dieser Zeit nicht nur naturwissenschaftlich-technischen und künstlerisch-gestalterischen Erfindungs- und Entwurfskontexten angewendet, sondern beeinflussten auch psychologische Modelle des kreativen Denkens und Problemlösens grundlegend. Vor dem Hintergrund der aufkommenden Computerisierung der Arbeitswelt warfen kombinatorische Kreativitätsmodelle und -methoden zudem die Frage nach den Unterschieden und Grenzen menschlicher und maschinischer Problemlösungskompetenzen auf. In einem tieferen Sinne kam in einer solchen kombinatorischen Kreativität schließlich der Wunsch nach Resilienz und menschlichem Überleben zum Ausdruck, der sich als eine Heuristik der psychologischen und environmentalen Programmierbarkeit realisieren sollte.
Prof. Dr. Claudia Mareis ist Designerin sowie Design- und Kulturwissenschaftlerin. Seit 2021 ist sie Professorin für ›Gestaltung und Wissensgeschichte‹ am Institut für Kulturwissenschaft der Humboldt-Universität zu Berlin. Daneben forscht und lehrt sie am Institut für Experimentelle Design- und Medienkulturen an der Hochschule für Gestaltung und Kunst FHNW in Basel. Seit 2019 ist sie Co-Sprecherin des interdisziplinären Exzellenz-Clusters ›Matters of Activity. Image Space Material‹ an der Humboldt-Universität zu Berlin. Ihre Forschungsinteressen umfassen Designgeschichte und -methodik im 20. Jahrhundert, Wissenskulturen im Design, experimentelle Design- und Medienpraktiken, Kulturgeschichte der Kreativität, Design- und Materialpolitiken. Derzeit arbeitet sie an der Fertigstellung einer Monographie zur Geschichte kreativitätsmethodischer Praxis im 20. Jahrhundert.
Die Veranstaltung ist Teil der Ringvorlesung Entworfene Ordnungen. Der Vortrag findet im Hybridmodus (Präsenz und via Zoom) auf dem Campus Westend der Goethe-Universität Frankfurt statt und wird in deutscher Sprache gehalten.