Teilprojekt C1
Axonometrien: Figurationen des Digitalen in der Architektur
Lineare Graphen verbinden nummerierte Knotenpunkte zu einer geometrischen Form. In der Abbildung haben drei Studenten der Hochschule für Gestaltung in Ulm das Wegenetz des Gebäudes schematisch dargestellt. In dem Moment, als die Zeichnung mit Informationen über die durchschnittliche Verkehrsdichte angereichert wird, verändert sich die plane Darstellung zu einer perspektivischen: Die statistisch ermittelten Zahlen werden mit dem Projektionsverfahren der Axonometrie als dreidimensionales mathematisches Datenfeld anschaulich gemacht. Räumliche und topologische Beziehungen von Architektur verschwinden zugunsten der Visualisierung verborgener Strukturen.
Deutet die in den 1960er Jahren gezeichnete Axonometrie des Hochschulgebäudes bereits die Auflösung des Räumlichen im Digitalen an? Welchen Einfluss nimmt die Digitalität mit Methoden wie Maschinelles Lernen und Künstliche Intelligenz auf das Denken und Visualisieren von Raum? Wie hat die Axonometrie, als künstlerisches Medium und wissenschaftliche Darstellung, die Vorstellung und Praxis von Architektur seit dem 19. Jahrhundert transformiert?
Die Zeichenübung der drei Studenten veranschaulicht den Versuch, komplexe Prozesse grafisch zu beschreiben. Dafür haben sie mathematische Abfolgen und Verknüpfungen in eine abstrakte Struktur von alphanumerischen Zeichen zerlegt und in einem Koordinatensystem wieder zusammengefügt. Sichtbar wird eine neue Ordnung der Architektur, bei der Daten zum Baumaterial werden und Neues generieren. Was ist dieses Neue, das die Logik und Interaktion von Maschinen, Programmen und Algorithmen mit dem tradierten Projektionsverfahren „nachzeichnet“ und als abstrakte Figuration erscheint? Hierauf möchte die Studie Antworten finden, indem es die Axonometrie als Forschungswerkzeug und Artefakt der Verbindungen zwischen Menschen und maschinellen Prozessen versteht.